Mittwoch, 2. Juni 2010

Vorgeschichte und aktueller Stand

Die erste Station eines angehenden Piloten nachdem man die Einstellungstests bestanden hat führt einen nach Bremen an die Verkehrsfliegerschule, an der man in einem Nachwuchsflugzeugführerlehrgang (welch Wort) zusammen mit überwiegend männlichen Kollegen ein Jahr lang in Theorie unterrichtet wird, die einen auf das spätere Fliegerleben vorbereiten. In diesem Jahr haben wir in 1200 Theoriestunden den Stoff von zwölf Fächern gelernt und in etwa 45 Prüfungen intern und extern unser Wissen unter Beweis gestellt.

Die letzte große Hürde war das Luftfahrtbundesamt, denn mit bestehen der theoretischen Verkehrsfliegerlizenz wurde uns der Weg frei gemacht hierher nach Phoenix in Arizona zu kommen und das Fliegen zu lernen, nachdem wir bisher nur vorne mitfliegen und den Funkverkehr machen konnten.

Nun also selber.

In Frankfurt traf sich beinahe der ganze Kurs um mit einem Flieger über den Atlantik loszudüsen. Ich hatte Glück, denn ich durfte dank freier Plätze in der Bussiness-Class fliegen und bei einer Reise die gesamt knapp 20 Stunden dauert wusste ich das doch sehr zu schätzen.
In Denver wurde umgestiegen und schließlich in Phoenix gelandet. Unser Vorgängerkurs hat uns gebührend empfangen, wie das bei der Lufthansa Tradition ist. Das habe ich schon gelernt, Tradition wird hier groß geschrieben.
Es war ein witziger Abend, vor allem für die älteren Kurse, aber doch auch ganz klar für uns.
Die nächsten Tage standen dann im Zeichen des Ankommens, Jetlags bekämpfens, Unterlagen ausfüllen, Flugutensilien entgegennehmen, Führerschein beantragen und für meine Fliegergruppe gleich an den Autokauf.
Da regelmäßig ältere Kurse abreisen verkaufen diese ihre Autos und wir hatten Glück ein recht gutes kaufen zu können. Wir sind jetzt stolze Besitzer eines Ford Explorers, eine Art Jeep mit der wir bisher überall durchgekommen sind und der treu seine Meilen herunterrattert.

Aber viel Zeit war nicht, wir mussten schon die ersten Items (wie bereitet man das Cockpit vor einem Flug vor, welche Einstellungen werden wann an welcher Stelle gemacht, alles essentielle während eines Fluges eigentlich usw.) auswendig- und natürlich auch die Flieger an sich kennen lernen.
Wir fliegen hier die F33/A Beechcraft Bonanza - ein Viersitzer mit 285 PS, was ordentlich ist und richtig Spaß macht.

Auch unsere Fluglehrer haben wir zugeteilt bekommen und unsere Gruppe (wir sind zu dritt) hat wohl großes Glück gehabt, denn wir haben einen wirklich genialen Fluglehrer. Er fordert zwar auch sehr viel meiner Meinung nach, aber dadurch fällt uns manches dann später schon leichter. So hat er uns z.B. vom ersten Flug an den Flugfunk komplett selber machen lassen und das, obwohl man schon genug mit der Bedienung der Maschine zu tun hat. Aber inzwischen geht das beinahe automatisch und wir danken es ihm.
Des weiteren ist er so ziemlich alles schon geflogen, was es wohl gibt und hat auch Kunstflugausbildung. Das bedeutet für uns, dass wir manche Manöver fliegen, die andere nicht machen dürfen oder können und das wiederrum macht viel Spaß und bringt auch Erfahrung, gerade wenn z.B. er das Flugzeug in einen unkontrollierten Zustand bringt und wir es dann abfangen müssen. Das ist dann wie Achterbahnfahren nur viel, viel besser und spannender.

Inzwischen sind wir genau einen Monat von vieren hier und haben im Schnitt etwa zehn Flüge absolviert, acht weitere Folgen, dann steht schon der erste Checkflug an. In dem wird dann abgeprüft, ob wir fähig sind, das Flugzeug alleine - solo - zu fliegen. Bestehen wir, dann gehen wir am nächsten Tag das erste mal alleine, ohne Fluglehrer in die Luft.
Unser Fluglehrer meinte, wir wären wohl jetzt schon soweit alleine zu fliegen. Das freut einen natürlich, aber bei den ganzen Manövern und Triebwerkausfällen usw. die wir täglich trainieren bin ich ehrlich gesagt froh, dass er noch neben mir sitzt, auch wenn er nie eingreift.
Sollten wir dann solo fliegen machen wir diese Manöver auch nicht mehr, sondern sammeln lediglich Flugerfahrung.
Heute habe ich meinen 50. Start und meine 50. Landung gemacht. Solange beide Zahlen gleich sind ist das ein gutes Zeichen. Ich will das nicht ändern!

Jetzt seit ihr auf dem aktuellen Stand und ich gehe eine Runde schwimmen, denn bei 40°C kann man nichts anderes anständiges machen. Selbst das Fliegen wird zur Qual.
Bilder werde ich bald noch online stellen und auch Berichte von Unternehmungen die wir an unseren Wochenenden bereits gemacht haben. Auch sonst werde ich den Blog hoffentlich häufig updaten. Schaut einfach immer mal wieder vorbei.
Viele Grüße aus der Wüste!

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    vielen Dank das du deine Zeit opferst, denen die auch an einer ATPL(A)-Ausbildung bei der Lufthansa interessiert sind, einen so tiefen Eindruck in das Geschehen dort zu liefern.

    Ich hoffe noch viel von dir und der Ausbildung lesen zu dürfen.
    lg Thomas

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