Montag, 21. Juni 2010

Cross-Country

Unglaublich wie schnell die Zeit hier vergeht.

Inzwischen sind wir schon sieben Wochen hier - beinahe Halbzeit. Heute hatte ich meine 25. Mission.

Nach dem Checkflug gings für mich dann das erste mal alleine in die Luft. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen sind wir nach Mobile geflogen, ein Flugplatz der der Lufthansa gehört und der ausschliesslich uns zum Trainig zur Verfügung steht. Bei knapp 100 Flugschülern alleine von der Lufthansa (ohne Bundeswehr gerechnet) sind aber teilweise bis zu sechs Flugzeuge in der Platzrunde um Anflüge und Landungen zu üben, da hat man ordentlich am Funk zu tun und ist ständig am Herausfinden, wo welches Flugzeug sich befindet.

Auf jeden Fall fingen diese Missions damit an, dass wir zuerst noch mit Fluglehrer zwei oder drei Platzrunden und Landungen absolviert haben. Wenn dann der Fluglehrer und wir davon überzeugt sind, dass wir sicher alleine fliegen und die Landungen absolut sicher sind, steigt der Fluglehrer aus und man sitzt das erste mal alleine im Flugzeug.
Ich musste aber erst noch mal einen Tag warten, da bei meinen Platzrunden mit meinem Fluglehrer zu starke Ab- und Aufwinde plus Seitenwinde auftraten, die das ganze zu unstabil gemacht haben.
Am Tag drauf hats aber dann geklappt, auch weil wir früher flogen, was bedeutet, dass die Luft noch ruhiger ist.

Man sitzt alleine in der Maschine, rollt zur Startbahn, gibt Gas, überprüft alles 5x so genau wie sonst und hebt dann das erste mal alleine ab. Und das schneller als gewohnt, denn die fehlenden 90 kg des Fluglehrers spürt man in der Maschine sofort. Fast so, als würde die Maschine in die Luft gezogen werden. Fantastisch.
Nach vier Landungen alleine gings dann wieder mir Fluglehrer und gutem Gefühl zurück nach Goodyear.

Jetzt sind wir in der zweiten Phase der Ausbildung hier in Phoenix - der Crosscountry-Phase. Dabei fliegen wir jetzt wesentlich weiter und viel mehr Flughäfen an als bisher. Großer Unterschied ist auch, dass wir jetzt mit einem Flugplan arbeiten. In den Plan muss genau eingetragen werden, wohin man fliegt, welche Checkpunkte man abfliegt, wie man sicherstellt, dass man diese Punkte auch erkennt, welche Höhen, Kurse, Geschwindigkeiten, Winde, Zeiten und Luftraumregeln gelten etc.
Gestern saß ich knapp sechs Stunden an dem Plan für heute, der mich an vier neue Flughäfen geführt hat.
Die verschiedenen Abschnitte von Checkpoint zu Checkpoint und von Flughafen zu Flughafen trägt man dann auf einer Karte der Gegend hier ein, die man dann im Cockpit auf dem Schoß hält und dort die Kurse usw. ablesen kann.
Während des Fluges muss man dann für den anliegenden Wind korrigieren, dass man nicht verdriftet wird, muss die Zeiten stoppen, berechnen und in den Flugplan eintragen, eine ziemlich anstrengende Arbeit, weil man nebenher noch das Flugzeug fliegen muss.
Etwas Hilfe haben wir durch das "Kneeboard", ein Klemmbrett, welches wir uns um den Oberschenkel binden können und das als Schreibunterlage, Block, Chartholder und eben für das Flightlog dient.

Der Flug heute war der bisher wohl anstrengendste 2:10 Stunden ohne eine Minute nichts zu tun zu haben. Hat man seinen Checkpoint erkannt und überflogen muss man bereits den nächsten briefen, die neue Höhe und den neuen Kurs erfliegen, die Zeit wieder stoppen und die nächste estimated time über dem nächsten Checkpoint ins Flightlog eintragen. Kommt man an einen Flughafen kommt noch der Funk dazu. Wir müssen das aktuelle Wetter am Funk abhören, bei kontrollierten Flughäfen den Tower anfunken, bei unkontrollierten fragen ob anderer Verkehr am Flughafen unterwegs ist und welche Runway aktiv ist etc..

Damit man auch ja genug zu tun hat, übt man noch den Fall, dass einem Passagier schlecht wird, oder irgendwas an der Maschine kaputt geht oder andere Abnormals. Dann bekommt man nämlich eine Diversion, was bedeutet, dass man den ganzen schönen Plan über den Haufen wirft und einen neuen Flugplatz oder Checkpunkt einplant, dann findet man sich plötzlich im Cockpit wieder, wie man einen neuen Kurs, neue Höhen, Zeit und Spritverbrauch errechnen muss - und natürlich noch das Flugzeug fliegen.

Aber es macht auch Spaß, man kommt jedes mal ein bisschen besser mit der Workload zurecht.
Und endlich legt man auch mal Strecke zurück. heute sind wir knapp 200 NM (nautical miles) geflogen, was 370 km entspricht.

Das war mein letzter Flug mit meinem Fluglehrer, da wir ab nächster Woche einen anderen Fluglehrer zugeteilt bekommen. Das will die LFT so, daran können wir nichts ändern. Sehr traurig, weil wir unseren Fluglehrer sehr mögen, aber ich freue mich auch auf den neuen Lehrer und bin gespannt, wie er uns der Fliegerei noch näher bringt.

Inzwischen fliege ich schon ganze Missions alleine. Morgen z.B. 02:10 Stunden von Goodyear nach Buckeye, von Buckeye nach Mobile und von Mobile zurück nach Goodyear.
Und immer noch bin ich nervös, ob auch alles in Ordnung ist, obwohl ich genau weiß, dass ich alles genau so mache wie sonst auch mit Fluglehrer. Aber diese Flüge sind super, machen viel Spaß.

Inzwischen bin ich bei 109 Starts und Landungen angekommen und bin mehr als 34 Stunden im Cockpit gesessen.

1 Kommentar:

  1. Toller Bericht!! ich könnte ihn fast für mein Tagebuch kopieren, same here in Florida bei Swiss ;-)
    nur hab ich erst 23h :-/
    halte durch in der Wüste :-)
    Grüße
    Raul

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